Eva
Kernbauer
Institut für Kunstgeschichte
Das Forschungsprojekt widmet sich der
wissenschaftlichen Untersuchung von rund 135 Bildnissen aus der Sammlung des Konvents der Elisabethinen in Klagenfurt. Bei
den Objekten handelt es sich größtenteils um ein durch die österreichische Erzherzogin Maria Anna (1738-1789) hinterlassenes
Konvolut an Ölgemälden und Pastellen – vorwiegend Darstellungen habsburgischer Adeliger und zeitgenössischer Geistlicher;
darunter eine Ahnengalerie sowie eine Darstellung Maria Theresias und Franz Stephans in Karnevals-Kostümen. Ferner zeichnet
die Sammlung eine außergewöhnliche Dichte an Kinderporträts aus. Die Arbeiten wurden zwischen 2010 und 2012 durch das Institut
für Konservierung und Restaurierung der Universität für Angewandte Kunst Wien erstmals dokumentiert, inventarisiert und konservatorisch
behandelt. Das nun an die Abteilung Kunstgeschichte angegliederte Projekt widmet sich einer bislang ausstehenden kunst- und
kulturhistorischen Kontextualisierung der Werke.
Ziele sind eine Verortung der Arbeiten in der regionalen und
überregionalen zeitgenössischen Kunstproduktion und –distribution, Zuschreibungen der Werke zu KünstlerInnen und Werkstätten
und die Aufarbeitung der Sammlungsgeschichte vor und nach dem Antritt des Erbes Maria Annas durch den Konvent im Jahr 1789.
So sollen zum einen die ursprüngliche Zusammensetzung der Sammlung und die Provenienzen der einzelnen Objekte sowie zum anderen
deren jeweilige historische Hängungen am Wiener Hof und in der Klagenfurter Residenz rekonstruiert werden, um die Repräsentations-
bzw. Memorialfunktion der Gemälde und Pastelle konkret beschreiben zu können.
Aus einem feministischen Blickwinkel bedeutsam
ist die Rolle der Erzherzogin selbst, die als Sammlerin und Mäzenin und anerkannte Kupferstecherin und Malerin in Erscheinung
trat. Aus einer soziohistorischen Perspektive interessieren das habsburgische Umfeld Maria Annas sowie eine Analyse der Kinderporträts
hinsichtlich des Kindheitsbegriffs im 18. Jahrhundert. Nicht zuletzt möchte das Projekt die Spezifik der Klagenfurter Sammlung
anhand einer Untersuchung der Porträts in Bezug auf zeitgenössische Gattungskonventionen genauer herausarbeiten: Die Bildnisse
sind häufig Teilzitate großformatiger Familienporträts bzw. Ausschnitte aus ganzfigurigen Darstellungen bekannter zeitgenössischer
Künstler. Die Funktionsgebundenheit der Gemälde scheint zugleich die Vorstellung einer direkten Übertragung des Sichtbaren
auf die Leinwand während einer Porträtsitzung zu unterwandern: zunächst authentisch wirkende Darstellungen erweisen sich im
Vergleich zumeist als iteriert und bloß geringfügig variiert.
Team:
Eva
Kernbauer (Projektleitung)
Aneta Zahradnik, Stefanie Kitzberger (Projektmitarbeiter_innen)
Durchführungszeitraum:
1. Juli 2013–30. April 2014
Projektpartner:
Konvent der Elisabethinen, Klagenfurt; Institut
für Konservierung und Restaurierung, Universität für Angewandte Kunst
www.angewandtekunstgeschichte.net