Seitdem
neofaschistische Bewegungen weltweit an Einfluss gewinnen, versuchen liberale Kommentator*innen, das zu benennen, was sie
gegen diese illiberalen Ideologien verteidigen. Der Konsens lautet Vernunft oder Rationalität – seit dem Zweiten Weltkrieg
vertritt die Mainstream-Wissenschaft die Ansicht, dass die Anhängerschaft des Faschismus eine Sache der Unvernunft ist. Diese
Unterscheidung zwischen Vernunft und Unvernunft, ein Grundsatz des Aufklärungsgedankens, stützt die universelle Anziehungskraft
der liberalen Demokratie, lässt jedoch die Paradoxien, die die Moderne heimsuchen, insbesondere ihre kolonialen Grundlagen,
unberücksichtigt und verschleiert so die Kontinuitäten zwischen Faschismus und imperialer Politik.
The White
West: Fascism, Unreason, and the Paradox of Modernity argumentiert, dass der Kampf für die Vernunft, ohne sich mit der
strukturierenden Kraft der Rasse bei der Produktion und Reproduktion globaler Wohlstandsunterschiede auseinanderzusetzen,
nur zu fehlerhaften Utopien führt, in denen eine Kritik oder Störung des Kapitalismus leicht in Richtung Neofaschismus abgelenkt
werden kann. Diese Sammlung von Texten führender Historiker, Theoretiker und Wissenschaftler befasst sich mit den Überschneidungen
zwischen philosophischen Prädikaten und kolonialem Erbe sowie mit den bisher wenig untersuchten Kontinuitäten zwischen Faschismus
und Siedlerkolonialismus.
Mit Beiträgen von Larne Abse Gogarty, Norman Ajari, Ramon Amaro, Sladja Blazan, Denise
Ferreira da Silva, Donna V. Jones, Nitzan Lebovic, Olivier Marboeuf, A. Dirk Moses, Rijin Sahakian, Nikhil Pal Singh, Kerstin
Stakemeier und Felix Stalder.
Die Buchpräsentation von
The White West: Fascism, Unreason, and the Paradox
of Modernity, herausgegeben von Kader Attia, Anselm Franke und Ana Teixeira Pinto, findet am 11. Juni um 18 Uhr an der
Unvierstität für angewandte Kunst Wien statt. Mehr Informationen dazu finden Sie
hier.