Franz Schuh interviewt einen außergewöhnlichen Kunstkenner, Klaus Albrecht Schröder, zu solchen und
zu ähnlichen Fragen: Wie kann man das „Standing“ der Kunst, auch der historischen, in der derzeitigen Gesellschaft beschreiben?
Ohne Zweifel hat die Frage Wozu Kunst etwas hanebüchen Besorgtes. Solche Fragen kann
man vom Tisch wischen: Kunst ist da, weil wir (einige Menschen) seit der Höhlenmalerei sie machen, seit damals, als es den
Begriff der Kunst noch gar nicht gab. Im Laufe der Zeiten haben sich Spezialisten herausgebildet, die sich Künstler nennen
oder die, wenn sie Glück haben, Künstler genannt werden. Das ist die Professionalisierung der Kunst, von der der die Künstlerin,
der Künstler auch „leben“, ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
Eine andere, aber ähnliche
Art, die Frage zurückzuweisen, hat Rudolf Burger in seiner Rektoratsrede an der Universität für angewandte Kunst: Kultur
ist keine Kunst gefunden. Burgers Rede geht von der Problematisierung der Kunst in Adornos Ästhetischer Theorie aus:
Zur Selbstverständlichkeit, heißt es bei Adorno, „wurde, dass nichts, was die Kunst betrifft, mehr selbstverständlich
ist.“
Das war einmal, lehrte Burger, und heute wäre das Diktum von der Außergewöhnlichkeit,
gar von der gefährlichen gesellschaftlichen Antithese der Kunst, bloße Reklame, bloße „Selbstviktimisierung“ des Kulturbetriebs.
Prof. Dr. Klaus Albrecht Schröder wurde 1955 in Linz geboren, besuchte dort die Schule und übersiedelte
1975 zum Studium der Kunstgeschichte und Geschichte nach Wien, wo er 1995 mit einer Dissertation über Richard Gerstl promovierte.
Von 1981 bis 1983 war er als Nachrichtensprecher beim ORF tätig.
1985 gründete er das Kunstforum Länderbank – später
Kunstforum Bank Austria –, das er bis 2000 leitete und mit Ausstellungen zu Künstlern wie Cezanne, Kokoschka oder Vasarely
international etablierte. Parallel war er 1996–1999 kaufmännischer Direktor des entstehenden Leopold Museum und hatte zuvor
die Neuorganisation der Salzburger Museen verantwortet, einschließlich der Konzeption des Museums der Moderne.
1999
wurde Schröder zum Generaldirektor der Albertina berufen. Er erweiterte das Museum auf 35.000 m², begründete neue Sammlungen
für Fotografie, klassische Moderne und zeitgenössische Kunst und initiierte die Gründung der Albertina Modern (2020) sowie
der Albertina Klosterneuburg (2024). Unter seiner Leitung stieg die Besucherzahl von wenigen Tausend auf über eine Million
jährlich.
Seit September 2025 ist Schröder Geschäftsführer des Wiener Aktionismus Museums. Für sein langjähriges
Wirken wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, dem
belgischen Kronenorden, dem deutschen Verdienstkreuz 1. Klasse, dem spanischen Orden für Zivile Verdienste sowie dem Ordre
des Arts et des Lettres.
Dr. Franz Schuh, geboren 1947 in Wien, studierte Philosophie,
Geschichte und Germanistik. Er ist Lehrbeauftragter an der Universität für angewandte Kunst in Wien und Kolumnist für Zeitschriften
und Rundfunkstationen. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Preis der Leipziger Buchmesse (2006), Johann-Heinrich-Merck-Preis,
Bruno-Kreisky-Preis (beide 2021). Bei Zsolnay erschienen zuletzt Lachen und Sterben (2021), Ein Mann ohne Beschwerden
(2023) und Steckt den Sand nicht in den Kopf (2025).