Presserundgang „Ins Dunkle schwimmen“, Abgründe des kreativen Imperativs

Universitätsgalerie der Angewandten im Heiligenkreuzerhof – Presserundgang
09.10.2024

In rund 60 Arbeiten von 19 Künstlerinnen und 16 Künstlern beschäftigt sich die von Kunstsammlung und Archiv-Leiterin Cosima Rainer und dem Künstler Robert Müller kuratierte Ausstellung „Ins Dunkle schwimmen“ mit aktuellen künstlerischen Perspektiven auf das Konzept des kreativen Individuums. Sie untersucht, wie die Hoffnung der Moderne, dass Kunst ein vermeintlich authentischer Ausdruck des Inneren sei und Kreativität das Werkzeug zur Verbesserung des Lebens sein kann, heute weitergeführt und hinterfragt wird.

Mit Arbeiten aus der Sammlung der Angewandten, ergänzt um zahlreiche Leihgaben wird diese umfangreiche Schau Mitte Oktober in der Universitätsgalerie der Angewandten im Heiligenkreuzerhof eröffnet.

Kreativität nimmt heute eine grundlegende Funktion in Subjektivierungsprozessen ein. Dabei steht sie im Spannungsverhältnis zwischen eigenem Begehren und sozialer Erwartung, zwischen Wunsch und Imperativ. Der Titel der Ausstellung, „Ins Dunkle schwimmen“, weist auf die tiefen Gewässer und finsteren Abgründe von Selbstzweifeln und Gefühlen der Unzulänglichkeit hin, die oft mit kreativen Prozessen verbunden sind. 

„Be your own brand“: Selbstverwirklichung und Selbstinszenierung gehören aktuell zu den Grundkomponenten des unternehmerischen Selbst. Selbstverwirklichung und die Präsentation der eigenen Person stehen heutzutage nicht nur in den sozialen Medien hoch im Kurs. Künstler:innen sind als „Selbstbildner:innen“ par excellence prototypisch für die zum gesamtgesellschaftlichen Anforderungsprofil gewordene kreative Existenz. Die daraus hervorgehenden widersprüchlichen Erwartungen und Abgründe von Kreativität im Kontext der Kunstproduktion werden daher häufig selbst zum Thema künstlerischer Praxis. 

Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten befragen die gesellschaftlichen Mechanismen im ästhetischen Kapitalismus und den damit verbundenen Mythos des Neuen. Strategien der Wiederholung, Auslagerung, Nichthandlung, Verweigerung, Umwertung und Einebnung spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie loten die Bedingungen der Zurichtung des Selbst in künstlerischer Produktion und in der Arbeit am eigenen Leben aus oder suchen nach Exit-Strategien aus der Instrumentalisierung des Kreativitäts- und Freiheitspathos. 

Mit Arbeiten von
Uli Aigner, Monika Baer, Linda Bilda, The Critical Ass (Anke Dyes, Niklas Lichti) & Michele Di Menna, Josef Dabernig, Hanne Darboven, Verena Dengler, Jana Euler, Harun Farocki, Jessyca R. Hauser, Alexander Hempel, Richard Hoeck & John Miller, Helena Huneke, Martin Kippenberger, Josef Kramhöller, Michael Krebber, Tonio Kröner, Maria Lassnig, Ghislaine Leung, Lee Lozano, Friederike Mayröcker, Luzie Meyer, Sigmar Polke, Ulla Rossek, Jack Smith, Josef Strau, Jean-Marie Straub, Martine Syms, Franz West, Tanja Widmann, Amelie von Wulffen, Min Yoon

Kuratiert von
Cosima Rainer und Robert Müller

Presserundgang
Es sprechen:
Petra Schaper Rinkel, Rektorin der Universität für angewandte Kunst Wien
Cosima Rainer, Kuratorin, Leitung Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien
Robert Müller, Kurator, Ausstellungsgestalter, Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien

Datum: 15.10.2024, 10:00 Uhr

Ort: Universitätsgalerie der Angewandten im Heiligenkreuzerhof

Schönlaterngasse 5/ Stiege 8
1010 Wien
Österreich