Komplexitäten zulassen / Antisemitismus als Bedürfnis

A conversation with Sheri Avraham (artist) and Daniel Sanin (psychologist)

Franzsika Füchsl ist Lehrende am Institut für Sprachkunst

Wo es einer Kapitalismuskritik bedürfte, die um Komplexität, Widersprüchlichkeit und eigene Verstrickung weiß, wird stattdessen oft lautes Schwarz-Weiß-Denken verbreitet. Gerade im Kunstfeld herrscht nicht zuletzt seit dem 7. Oktober ein Klima der Einschüchterung und einseitigen Vereinnahmung, in welchem Denkformen und Symboliken auf ihren (anti-)emanzipatorischen Gehalt hin nicht mehr kritisch reflektiert werden.
Wie steht es um die Verantwortung für das eigene Denken? Welche Funktionen können dem Antisemitismus im Kapitalismus zugeschrieben werden? Wie arbeitet Antisemitismus individuell und auch kollektiv, um eine komplexe Welt in Gut und Böse zu teilen?

Rassismus und Antisemitismus sind neben dem Schaden für andere gerade auch selbstschädigend. Sie zielen nicht darauf ab, gemeinsam Widersprüche zu analysieren. Vielmehr verdrängen sie diese Widersprüche auf Kosten anderer und machen somit die eigene Verstricktheit in Unterdrückungszusammenhänge und -mechanismen unfassbar. Wie kann es sein, dass die FPÖ die Wahlprognosen anführt, wir aber scheinbar besser über Israels extreme Rechte informiert sind? Und warum scheint es etwa eine starke Attraktivität des palästinensischen „Befreiungskampfes“ für hier lebende Linke und PoC zu geben?

Es sprechen:
Sheri Avraham (they/them/she/her), Künstler:in, Kurator:in und Performar:in. In ihrer Arbeit (Photogramm, Installationen, Video und Performance) reflektiert Sheri gegenwärtig Formen des Kunstausdrucks und der Produktion.

Daniel Sanin, klinischer und Gesundheitspsychologe, arbeitet auf persönlicher und organisationaler Ebene zu den Themen Kritische Psychologie, Diskriminierung/Stigmatisierung/Marginalisierung, psychische Gesundheit, Männlichkeiten.

Zu der Veranstaltung lädt eine Gruppe Studierender, Lehrender, Alumni und Künstler:innen, die sich zum Ziel gesetzt hat, Antisemitismus im Kunstfeld sichtbar zu machen und zu kritisieren.
Sujet der Veranstaltung.
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