Vogelgespräch #10: Maren Amini
Ahmadjan und der Wiedehopf
Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung
Gesprächspartnerin:
Maren Amini
1972 machte sich Ahmadjan aus Afghanistan auf die Reise nach Hamburg, um dort Künstler zu werden. Dieses
Unterfangen wurde von vielen Aufs und Abs begleitet, die innere und äußere Zerrissenheiten bei der Suche nach dem Glück hervorriefen.
Von diesen berichtet seine Tochter, Maren Amini, in der Graphic Novel «Ahmadjan und der Wiedehopf» und verschränkt die Migrationsgeschichte
ihres Vaters mit Attars „Konferenz der Vögel“.
Unbestimmtheit,
aber auch die Hoffnung verbindet die Reisenden – den Künstler und die Vogelschar – gleichermaßen. Ahmadjan will die Zwänge
und Härten der Welt hinter sich lassen, um Erfüllung in der Freiheit zu finden. Dabei durchquert er sieben Täler und jedes
Tal erfordert Einsicht und Selbstprüfung. Die Täler führen durch die Hippiezeit in Afghanistan, die Musik- und freie Kunstszene
der 70er Jahre in Kabul und in Hamburg und zu Widerstandskämpfer:innen weit oben im Gebirge des Hindukuschs. Zu einer Zeit,
als amerikanische Tourist:innen noch in den Parks von Kabul zelteten, in einer Zeit von Friedensbewegungen, wilden Partys
und eines sich anbahnenden nicht enden wollenden Krieges. Diese Reise durch Raum und Zeit wird begleitet von Ahmadjan Aminis
Kunstwerken, die vor Leben sprühen.
Bei diesem Abendvortrag (mit musikalischer Begleitung) erzählet Maren Amini
von ihrer Zusammenarbeit, von ihrer Inspiration durch Attars Erzählung und von jener Reise, die von nun an nicht mehr ausschließlich
in der Erinnerung liegt, sondern auch in farbenfrohen Bildern und Texten Gestalt angenommen hat.
In 1972, Ahmadjan
travelled from Afghanistan to Hamburg where he wanted to become an artist. This endeavour was accompanied by many ups and
downs, which caused inner and outer turmoil in his search for happiness. His daughter, Maren Amini, tells of these in the
graphic novel Ahmadjan und der Wiedehopf and interweaves her father's migration story with Attar's Conference of the Birds.
The travellers – the artist and the flock of birds alike – are united by both uncertainty and hope. Ahmadjan wants
to leave the constraints and hardships of the world behind him in order to find fulfilment in freedom. In doing so, he crosses
seven valleys and each valley requires insight and self-examination. The valleys lead through the hippie era in Afghanistan,
the music and free art scene of the 1970s in Kabul and Hamburg and to resistance fighters high up in the mountains of the
Hindu Kush. At a time when American tourists were still camping in the parks of Kabul, at a time of peace movements, wild
parties and an approaching war that seems never-ending. This journey through space and time is accompanied by Ahmadjan Amini's
artworks, which are bustling with life.
In this evening talk (with musical support), Maren Amini reflect on their
collaboration, on their inspiration drawn from Attar's tale and on that journey, which from now on no longer lies exclusively
in memory, but has also taken shape in colourful images and texts.
Ahmadjan Amini wurde im frühen Winter 1953
im Pass ist der 9.Dezember eingetragen; in Malaspa im Panjshir-Tal geboren. Nachdem Schulbesuch und erfolgreichem Abschluss
am Afghan Institut of Technology in Kabul wagte Ahmadjan den Sprung in den Westen. Es war bestimmt nicht nur Bildungsdrang,
sondern auch ein gehöriger Schuss Neugier und Abenteuerlust, der den damals gerade Achtzehnjährigen aus dem noch friedlichen
Kabul hinaustrieb. Seine Wahlheimat wurde für vier Jahre Hamburg. Dort besuchte er die Kunstschule Rolf Laute (Gründer der
SCHLUMPER) und war Gaststudent an der Hochschule für bildend Künste. 1978 musste er nach Afghanistan zurückkehren und wurde
sofort unter Daud zum Militärdienst in die afghanische Armee gezwungen. Der bald einsetzende Bürgerkrieg und der sowjetische
Einmarsch veranlassten ihn, wie so viele seiner Landsleute, schließlich 1980, seine Heimat zu verlassen. Seither lebt er in
Hamburg und Ende der 80er studiert er Computer-Grafik am Institut für Computer- Graphic-Design in Hamburg. Das erworbene
Diplom ermöglicht ihm neue berufliche, aber auch künstlerisch gestalterische Perspektiven.
Maren Amini ist Illustratorin
und lebt in Hamburg, Deutschland. Sie schloss ihr Studium der Illustration und des Kommunikationsdesigns an der Hochschule
für Angewandte Wissenschaften Hamburg im Jahr 2009 ab. Maren Amini liebt es, Menschen mit ihrer Arbeit zum Lachen oder Lächeln
zu bringen. Denn durch Humor kann man sich leichter für schwierige, traurige oder trockene Themen öffnen. Und wenn man bei
einmal über ein Bild aus tiefstem Herzen gelacht hat, bleibt es einem für immer erhalten. Maren Amini zeichnet für Zeitschriften
wie SPIEGEL, die ZEIT, STERN und Unternehmen wie das Fraunhofer Institut, Hamburg Wasser und den Hamburger Hafen und Logistik
AG. Zudem hat sie eine eigene Cartoon-Rubrik in dem chrismon-Magazin.
Dieses Forschungsprojekt wurde teilweise
von der Universität für Angewandte Kunst finanziert.